Samstag, 23. August 2008

Onlineshops mit Finesse

Oder sagen wir lieber mit Tücken. Wir hatten vor einiger Zeit einen Launch für einen neuen Onlineshop einer hauptsächlich für Herren-Oberbekleidung bekannten Marke. Nachdem sich die Leute aus dem Shopteam nach monatelangem Ackern endlich zurücklehnen konnten, wunderte man sich auf einmal, wieso denn die Umsatzzahlen konstant hinter den Erwartungen zurückblieben.

Die Marketing-Spinner wurden schon einmal vorsorglich ordentlich auf den Pott gesetzt, weil sie ja offensichtlich ihre Arbeit nicht ordentlich gemacht haben und vermutlich niemand den Shop besucht. Weil wenn man den Shop erst einmal besucht, dann muss man ja automatisch auch was kaufen. So die Ansicht der Geschäftsleitung.

Zugegebenermaßen hat es aber die Falschen getroffen, und erst ein windiger Zahlenanalyst nach einem Intensivstudium der Google Analytics Statistiken ist darauf gekommen, dass die Leute eben nicht automatisch kaufen sondern bereits auf der ersten angesurften Seite nach der Startseite wieder abgesprungen sind. Da denkt man natürlich zunächst: "kann ja gar nicht sein. Die Seiten sehen klasse aus, sind valide programmiert funktionieren tadellos".

Sollte man meinen. Denn ein Teil war schlicht nicht beachtet worden. Beim Pre-Launch-Testing ist offensichtlich niemand auch nur mal auf die Idee gekommen, sich die Seiten mit "normal" konfigurierten Browsern/Rechnern anzusehen. Die Testsysteme bestehen nur aus täglich frisch restaurierten Systemen, wo halt verschiedene Browsertypen und -versionen zur Verfügung stehen. Diese sind üblicherweise aber ohne alles. Also auch ohne so beliebte Plugins wie Werbeblocker.

Spätestens jetzt kann man sich ja denken, worauf das hinausläuft. Wo beim Testen alles wunschgemäß dargestellt wurde, kam beim Kunden vor den Bildschirmen zu Hause nur Mist raus. Die Werbeblocker in modernen Internet Security-Programmen (z.B. Kaspersky Internet Security 2009) oder aber auch in den Browsern (z. B. Adblock Plus im Firefox) haben schlichtweg die Produktbilder als Werbung klassifiziert und einfach mal aus der Website entfernt.

Kein Wunder also, wenn niemand einkauft. Wer außer Ernie aus der Seseamstraße kauft schon eine Hand voll Luft bzw. ein Produkt, was er nicht vorher sehen konnte?

Die Ursache für dieses Werbeblocker-Problem war dann auch schnell gefunden. Die Entwickler hatten sich wohl nichts dabei gedacht, als sie die Produkt-Bilder im Shop beim kategorisierten Wegsortieren in einen Unterordner namens "ad-pics" gepackt haben. 'ad' als Abkürzung für 'ansicht-drauf' (Draufsicht). Glücklicherweise ließ sich das Problem mit der Änderung von zwei Zeilen Code beheben. Die Zahlen gingen dann auch endlich wieder hoch. Mission erfolgreich.

Und was sagt uns das: Liebe Leute - vertraut nicht nur Euch und Euren angestammten Testverfahren, sondern lasst auch mal andere draufsehen. Vielleicht zur Abwechslung mal jemanden, der nicht betriebsblind ist.

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